Sonnenfinsternis 2015: Ein Update (auch für Nicht-Fotografen!)

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Liebe Freunde,
heute morgen um 09:30 beginnt eine partielle Sonnenfinsternis.
So weit, so gut. Dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben 😉
In den letzten Tagen sind ganz viele von Euch an mich heran getreten und haben mich gefragt, wie man die denn am besten fotografiert.
In allen möglichen Foren und Gruppen wurde das diskutiert, es gab viele brauchbare Tipps, einige weniger brauchbare und ein paar ganz schreckliche aufgrund derer ich Angst habe dass einige meiner Freunde morgen erblinden 🙁 Es ist also absolute Vorsicht angesagt.

(siehe dazu: ZDF-Mediathek: Countdown zur Sonnenfinsternis)


Ich möchte all das hier nicht wiederholen, vor allem nicht für diejenigen die sich die SoFi vielleicht einfach nur anschauen wollen. Es sei an dieser Stelle aber wenigstens nochmal erwähnt: Bloß nicht mit bloßem Auge reinschauen! Erst recht nicht mit einer Optik, die Lichtstrahlen konzentriert! Und auch nicht mit einfachen Sonnenbrillen oder verrußtem Glas, denn das mag vielleicht abdunkeln, aber oft nur den sichtbaren Teil des Lichts, während die unsichtbare Strahlung Eure Sehnerven grillt.

Mein wahrer Tipp zur Frage der richtigen Fotografie-Technik aber juckt mich die ganze Zeit in den Fingern, und so muss ich es einfach schreiben:

Lasst es sein!

Auch wenn das sehr untypisch ist für mich: Hört auf Euch einen Kopp darum zu machen welche Astrofolie, wie drauf montiert, welches Glas, welche Belichtungszeit und und und. Ihr verpasst dabei nämlich das Wesentliche: Die Sonnenfinsternis!
Was kann an der blöden hellen Scheibe da oben denn so interessant sein, erst recht wenn sie angeknabbert ist? Leute, das seht Ihr nahezu jede Nacht am Mond, viel spannender ist das auch nicht. Und erst recht nicht auf einem Foto 🙂

 

Was aber absolut spannend ist und Euch vielleicht (wie mir) jahrzehntelang in Erinnerung bleiben wird, das passiert um Euch herum. Sucht Euch einen etwas erhöhten Platz, von dem man aus weit schauen kann (am besten über den eigenen Tellerrand hinaus 😉 ) und beobachtet die Natur. Es ist ein beeindruckender, fast beängstigender Vorgang, wenn man sieht wie mit dem Licht auch die Farben schwinden, wie die Welt plötzlich ganz anders aussieht. Die Vögel legen sich schlafen, Hunde ziehen den Schwanz ein oder werden nervös, Tiere rascheln aufgeregt in den Bäumen und im Gras, allerlei Veränderungen passieren um Euch.
Und der Anblick des heranrasenden Mondschattens ist so ein gewaltig Ding, das geht Euch durch und durch!
Nun wird es noch spannender: Dort, wo das Sonnenlicht durch die Blätter fällt und normalerweise Kreise (sog. „Sonnentaler“) auf den Boden malt seht Ihr jetzt die Sonnensichel! Auf Wasseroberflächen spiegelt sie sich ebenfalls so, die Reflektionen von Wellen auf Wänden nehmen Formen an die Ihr noch nie gesehen habt.
(siehe auch: Das Geheimnis der Sonnentaler)

Es tut sich ein Wind auf, der aus dem Nichts zu kommen scheint, nie hat man eine solche Möglichkeit zu verstehen was die Thermik mit der Luft anstellt und wie diese Dinge alle zusammen hängen.  Die Welt verwandelt sich von strahlend bunt in fast schwarzweiß, zumindest stark entsättigt, die Farben fliehen förmlich vor dem Mondschatten. Und kommen genau so wieder, mit Gewalt und sagenhafter Geschwindigkeit, aus der anderen Richtung, zusammen mit dem Licht.
Ein erhabener Moment, der unsere Vorfahren zurecht in religiöses Verzücken versetzt hat oder zumindest in kindliches Staunen.

Und was macht Ihr? Dreht an diesem Knopf rum, fummelt an jenem Schalter, rückt den Filter zurecht, und verpasst das wohl spannendste Naturereignis des aktuellen Vierteljahrhunderts.
Lasst es sein. Wie es voraussichtlich aussieht, zumindest wenn man es mit irgendwas bis 300mm fotografiert, habe ich Euch mal in der obigen Grafik aufgezeigt. Ohne ein Supertele ab 500mm gibt es nämlich keine gescheiten Einzelheiten zu erkennen, und so eins verlangt wiederum eine Filtertechnik die man sich nicht mal eben zusammen gebastelt hat. Kurzum: Es wäre ein Wunder wenn Ihr nicht enttäuscht wärt. Dabei verpasst Ihr nebenbei ein absolutes Naturwunder, das Euch viel länger prägen wird als diese Fotos es könnten.

Hier noch ein paar weitere Infos:

In diesem Sinne: Viel Spaß und viel Vergnügen mit der Sonnenfinsternis 🙂

Roland Klecker
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