Warum wir einen Kurs nur für Frauen anbieten

Zwei junge Frauen gebutachten Bilder auf dem Display der Kamera

Hallo liebe Fotofreunde und -freundinnen,

seit dem Sommer 2014 bieten wir in der Dortmunder Fotoschule auch Kurse an, die ausschließlich Frauen zugänglich sind. An dieser Stelle wollen wir dazu einmal Stellung beziehen. Wir werden nämlich oft gefragt warum das so ist, und ob sich die Kurse inhaltlich wirklich von den anderen unterscheiden.

Nun, die Antwort ist: Ja und Nein.

Frauen fotografieren zwischen Stahlcoils im Dortmunder Hafen

Inhalte

Erfahrung

Vor 14 Jahren habe ich begonnen, engagierten Hobbyfotografen mein Wissen und meine Erfahrung in Sachen Fotografie, Bildgestaltung und Bildbearbeitung zu vermitteln. Am Anfang war die Fotografie noch analog und fast ausschließlich ein Hobby für technikaffine Männer. Die Fotografinnen in einer Stadt konnte man oft an einer Hand abzählen.

Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie wuchs die Anzahl der fotografierenden Frauen sprunghaft an. Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist sicherlich, dass die Fotografie in dieser Zeit ohnehin massentauglich wurde. Es wurde einfacher sofort Ergebnisse zu erzielen, und somit sprach sie auch viele Menschen aller Geschlechter an, die sich nicht mit dem lästigen Entwicklungsprozess beschäftigen wollten. „Trial and Error“ wurde möglich, die Fotografie durch Ausprobieren mit sofortiger Korrekturmöglichkeit. Oder wie wir in Dortmund sagen: Versuch macht kluch 😉

Es wurde mir aber schnell bewusst, dass sich bei vielen Frauen eine besondere Herangehensweise zeigte.

Unterschiede

Ein Großteil der Männer war weiterhin eher von der Technik fasziniert und suchte damit auch den eher rationalen Weg zum Ergebnis: Wenn man(n) mit dem Wissen um Blende und Belichtungszeit, Schärfe und Unschärfe, Weißabgleich und Belichtungskorrektur diesen oder jenen Effekt erzielen kann, dann weiß mann was zu tun ist und kann dann mal anfangen Fotos zu machen. Und je mehr man probiert desto besser werden die Ergebnisse.
Ich spreche hier von einer technikorientierten Fotografie.

Die meisten Frauen aber sehen zuerst das gewünschte Ergebnis, sie haben klare Vorstellungen davon wie ihr Bild aussehen soll und wie nicht. Sie wollen sehr speziell wissen, was man genau dafür tun muss, um dieses eine Ergebnis zu erzielen. Die Gestaltung, der Bildaufbau, die Stimmung und nicht zuletzt die Emotionen sind dabei der Maßstab. Hier spreche ich von einer motivorientierten Fotografie.

Portrait in der abendlichen Stadt

Auch wenn die Grenzen natürlich verwischen und es daneben ja auch viele Personen gibt, die nicht in diese Schubladen passen oder sich als nicht-binär empfinden, so zeigte sich mir ganz klar dieser Unterschied zwischen diesen unterschiedlichen Herangehensweisen.
Um es mal ganz grob zu beispielhaft zu benennen: Technikorientierte Themen finden wir hautpsächlich im Bereich Sport, Konzert, Reportage, extreme Langzeitbelichtung, HDR, Street und Akt. Ob nun zufällig oder nicht, für jeden dieser Bereiche braucht es besondere Objektive mit speziellen technischen Eigenschaften und Qualitäten 😉

Die motivorientierten Themen sind sehr oft Familie, Kinder, Newborn, (Haus-)Tiere, Fashion, Editorial und, last but not least, der eigene Blog. Die Vorgehensweise ist hier oft kreativ, manchmal ungeplant, man will auf alles vorbereitet sein und schnell reagieren können. Wir benötigen dazu weniger Technik, die gleichzeitig aber mehr Flexibilität bieten muss.

Serval-Kater Carlos knutscht das Lottchen

Der Frauenkurs

Unsere Frauenkurse zollen diesem Unterschied Tribut. Der didaktische Aufbau ist hier ein anderer: Wir arbeiten viel mehr motivisch, es werden im Frauenkurs deutlich mehr Wünsche für dieses oder jenes Ergebnis genannt. Die Gruppen sind meistens etwas kleiner, der Workshop dauert dafür manchmal etwas länger. Aufgrund der oft klaren, individuellen Themen und Fragen ist einfach eine etwas intensivere Betreuung der Einzelnen nötig.

Dazu kommen dann auch noch diejenigen Teilnehmerinnen, denen es aus persönlichen oder religiösen Gründen besser gefällt, in einer reinen Frauengruppe zu lernen. Auch das respektieren wir gern. Allerdings sei an dieser Stelle explizit erwähnt, dass wir derzeit für diesen Kurs oft einen männlichen Kursleiter einsetzen.

Gemeinsamkeiten

Allen gemeinsam liegen Portraits (aber auch mit Unterschieden), Reisefotografie, Architektur, Lightpainting, Landschaft und Natur. Das ist natürlich alles sehr grob unterteilt und wie gesagt, die Schnittmengen sind sehr groß. Doch selbst wenn man das gleiche fotografiert kommt noch lange nicht dasselbe dabei raus 😉

Aber das Interesse ist hier in der Fotografie-Szene ziemlich gleich groß, besonders wenn es heißt, gemeinsam auf Tour zu gehen.

In den Fortgeschrittenen-Kursen (Grundkurs 2) und in den Spezial-Lehrgängen zu bestimmten Themen, Techniken oder Motiven sind die Gruppen dann wieder bunt gemischt. Kreatives Blitzen, Eventfotografie, Bloggen, Streetfotografie, Industriekultur, Lost Place, Lightpainting und vor allem unsere Photowalks ziehen dann wieder Teilnehmer jeder Art an. Und das ist auch gut so 🙂

In vielen Fotovereinen und -verbänden ist zu unserer Freude der Frauenanteil auch mittlerweile deutlich gestiegen, hier spielt man dann auch wieder im gleichen Team. Wobei die Frauen tatsächlich in letzter Zeit in den diversen Wettbewerben oft durchaus erfolgreicher sind 😉

Fazit

Die Lerninhalte in den jeweiligen Workshops sind letztlich identisch. Die Schwerpunkte gehen etwas auseinander und auch die didaktische Herangehensweise ist eine andere, aber das vermittelte Wissen bleibt in den beiden Varianten unterm Strich gleich.
Die technischen Punkte Brennweite, Blende, Belichtungszeit, ISO, Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Belichtungsmessung, Autofokus und Schärfe werden auf die für uns typische Art genauso verständlich erläutert wie die Bildgestaltung durch Blickführung, Bildaufbau, Emotionen, Dynamiken, Kräften und Spannung.

Jede Person kann sich aus diesen Kursen genau das mitnehmen, was zum eigenen Fotografieren gebraucht wird.

HDR vom japanischen Garten im Gruga-Park

Zukunft

Wir werden die Frauenkurse in der gewohnten Form beibehalten, im Schnitt finden Sie alle 6-8 Wochen einen in unserem Terminkalender. Dabei versuchen wir alle Tage des Wochenendes einigermaßen gleichmäßig zu bedienen, so dass man die Möglichkeit hat in der Woche oder am Wochenende an einem solchen Kurs teilzunehmen. Darüber hinaus versuchen wir eine Fotogruppe aus den Teilnehmerinnen aufzubauen, die sich gemeinsam organisieren und miteinander fotografieren wollen. Auch hier dürfen sich die Männer nicht zurückgesetzt fühlen, es gibt schließlich tausende männlich dominierte Gruppen und Stammtische, da sollte es dann zum Ausgleich auch reine Frauengruppen geben.

Wir werden auch bald wieder eine Dozentin für die Frauenkurse verpflichten, so dass ich dann auch das letzte bisschen Mann aus den Kursen entfernen kann 😉

Zum Schluss sei aber noch angemerkt dass unsere auch gemischten Kurse oft mit einem hohen Frauenanteil aufwarten können. Das freut uns persönlich sehr, zeigt es doch dass wir mit unserem kompletten Programm auf einem guten Weg sind allen TeilnehmerInnen gleichzeitig gerecht zu werden.

Hier finden Sie eine ausführliche Beschreibung des Kursinhaltes: (click)

Und hier geht es direkt zur Terminübersicht mit der Möglichkeit zur Buchung:

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