„Datensicherung für Fotografen?
Ach, das ist doch nur was für Unternehmen. Viel zu teuer, zu umständlich und außerdem brauche ich das ja nicht.“
Wetten doch?
Was passiert wenn der Rechner crasht, die Festplatte den Geist aufgibt oder ein Blitzeinschlag die Elektronik vollständig zerstört? Und auch ein fieser Virus, der z.B. die Daten zerstört oder verschlüsselt, kommt genau dann wenn man ihn am wenigsten gebrauchen kann.
Jede Woche höre und lese ich von mehreren Fällen, bei denen alle Bilder verloren gingen weil sie nur auf dem Laptop oder PC waren, ohne Sicherung. Das ist so was wie Russisches Roulette, denn die Frage ist nicht ob was passiert sondern nur wann!
Es müssen gar keine Großereignisse sein. Der Tee, der sich über das Laptop ergießt, weil die Katze mal wieder auf dem Tisch rumläuft. Oder man stolpert über ein Kabel, der PC fällt um und die Platte gibt nur noch komische Geräusche von sich.
Dann sind die Fotos oft rettungslos verloren, und mit ihnen so viele eigene kleine Meisterwerke, besondere Zeitzeugnisse und oft einmalige Erinnerungen. Gut, hier und da kann man Festplatten reparieren wenn sie noch vorhanden und nicht komplett zerstört sind. Aber der Preis dafür liegt schnell bei 1.000,- Euro und mehr!
Und warum das alles?
Meist doch nur aus Bequemlichkeit!
Datenverlust ist meist eine Sache der Bequemlichkeit! Share on XInhalte
Regelmäßige Sicherung
Darum sollten wir die Daten regelmäßig sichern. Doch wie geht man da am besten vor?
Der erste Weg ist sicherlich die Kopie aller Daten auf einer externen Festplatte. Diese sollte aber nicht dauerhaft am Rechner angeschlossen sein, sonst ist sie nicht vor Überspannung geschützt und wird auch im Falle eines Falles gleich mit geklaut 😉 . Besser ist es sie regelmäßig (bei uns in der Firma z.B. montags) anzuschließen und die aktuellen Änderungen zu sichern. Das schützt letzlich auch vor der gleichzeitigen Infektion durch Viren und ähnliche Schadsoftware.
Sicherungsarten
Dabei unterscheidet man zwischen vier Arten von Sicherungen: Komplettsicherung, Speicherabbildsicherung, differenzielle und inkrementelle Sicherung. Eine umfangreiche Beschreibung dieser vier Aten findest Du hier bei Wikipedia. Im folgenden habe ich einmal eine kurze Erklärung zusammen gefasst.
Komplettsicherung
Die Basis einer Datensicherung sollte eine Komplettsicherung sein. Alternativ dazu mehrere voneinander unabhängige Speicherabbildsicherungen.
Bei der Komplettsicherung wird immer alles gesichert, Betriebssystem wie Daten. Einfach alles, was auf den Festplatten gespeichert ist. Das ist die einfachste Art der Sicherung, dauert aber auch am längsten und nimmt sehr viel externen Speicherplatz in Anspruch. Bei mir zum Beispiel jedesmal 5 Terabyte. Ich behalte mindestens zwei unterschiedliche Komplettsicherungen auf physischem Datenträger gleichzeitig. Dadurch benötige ich für jede Sicherung eine ca. 250,- Euro teure externe Platte. Das ist für den Hobby-Fotografen sicherlich übertrieben.
Eine recht günstige, kleine aber doch sehr leistungsfähige externe Platte findest Du in allen gängigen Online-Verkaufsportalen oder bei Deinem lokalen Händler (was sicher die bessere Alternative ist).
Speicherabbildsicherung
Wenn es nur um die Daten geht, das Betriebssystem aber relativ egal ist („Dann installiere ich das halt neu“) empfiehlt sich eine andere Vorgehensweise: Achte darauf dass deine Daten nur auf einer Festplatte oder Partition liegen. Wo z.B. die eigenen Dateien gespeichert werden kann man im Windows ganz einfach bestimmen (siehe hier für Win 7/8 und hier für Win 10). Oder man gewöhnt sich an die Bilder von der Speicherkarte direkt auf z.B: Laufwerk D: (wie Daten) zu speichern. Bitte nicht direkt aus der Kamera auslesen, das dauert oft viel zu lange und es können andere Fehler auftreten. Dazu schreibe ich in einem späteren Blogbeitrag mehr. Diese Festplatte oder Partition kann man dann als „Speicherabbild“ regelmäßig sichern. Dafür reichen dann oft kleinere Platten, die auch mehrere Abbilder aufnehmen können.
Warum mehrere? Wenn wir über einen schleichenden Datenverlust sprechen, z.B. weil die Festplatte kaputt geht, dann kann es sein dass eine einzelne Sicherung nicht reicht. Darin können nämlich auch schon Fehler stecken. Hat man über mehrere Monate eine Vollsicherung angelegt (z.B. alle zwei Monate) dann ist Wahrscheinlichkeit groß dass nur die wirklich jüngsten Bilder von dem Schaden betroffen sind. Dieses sogenannte „Generationenprinzip“ ist hier noch einmal genauer erklärt.
Differenzielle / inkrementelle Sicherung
Die „differenzielle“ oder „inkrementelle“ Sicherung speichert nur das was sich nach der letzten (Voll-)Sicherung geändert hat oder neu hinzu gekommen ist. Die eine baut jedesmal auf der Vollsicherung auf, die andere auf ihre eigenen letzte Sicherungen. Das dauert oft nur wenige Minuten. Die eine kann man dann z.B. wöchentlich, die andere sogar täglich machen. Gerade die Datensicherung für Fotografen sollte immer sehr aktuell sein. Wenn ich z.B. gestern eine Hochzeit fotografiert und heute die Bilder bearbeitet habe dann nutzt mir die Sicherung der letzten Woche herzlich wenig. Besonders in solchen Fällen belasse ich die Bilder auch noch so lange auf den Speicherkarten, bis sichergestellt ist dass alle Sicherungen gezogen haben. Passiert die Sicherung dann über Nacht automatisch habe ich eine große Sorge weniger.
Automatisierung
Backup-Programme
Ein gescheites Backup-Programm hilft Euch, diese Sicherungen zu automatisieren, damit man sie auch nicht vergisst. Dazu muss natürlich die externe Platte direkt am Rechner angebracht sein, was wir ja eigentlich nicht wollen. Deshalb arbeite ich mit zwei Platten. Eine verbleibt dauerhaft am Rechner, die andere wird regelmäßig angeschlossen und kopiert lediglich die Dauersicherung. Das schont auch die eingebauten Platten, vor allem im laufenden Betrieb. Oft werden mit den Speicherplatten direkt Backup-Programme ausgeliefert, die sich auch automatisch öffnen wenn die Platte an den Rechner angeschlossen wird. Das ist natürlich sehr komfortabel. Ist keins dabei oder kommst du nicht damit klar dann finden sich hier jede Menge kostenlose Backup-Programme.
Will man noch mehr Sicherheit so bewahrt man die zweite externe Platte dann auch außerhalb der eigenen vier Wände auf, so dass die Daten auch vor Einbruchdiebstahl, Verwüstungen durch Feuer (Löscharbeiten!) oder Wasserschäden geschützt sind. Man kann sie z.B. mit zur Arbeit nehmen oder bei den Eltern bunkern.
Cloud-Sicherung
Mit fortschreitendem Netzausbau und hohen Datentransferraten beim DSL- oder Kabelanschluss kann man auch die Möglichkeit der Cloud-Sicherung in Betracht ziehen. Dabei werden die Daten einfach online auf einen extra dafür angemieteten Speicherplatz übertragen. So bietet Amazon für Prime-Kunden z.B. das Amazon Drive* an, ein kostenloses Online-„Laufwerk“, mit dem sich unbegrenzt Fotos speichern lassen und 5GB für sonstige Daten. Für nur 70,- Euro im Jahr ist das Datenvolumen sogar für alle Dateiformate unbegrenzt!
Hier gehts zum Amazon Drive*:
Terabyte-USB-Sticks
Im Moment werden immer mehr USB-Sticks angeboten, die mit Speicherplatz im TB-Bereich aufwarten. Durch den USB 3.0-Standard sind sie auch sehr schnell zu beschreiben und zu lesen.
Allerdings haben Flash-Speicher (und dazu gehören diese Sticks) nicht mal im Ansatz die Lebensdauer wie wir sie von mechanischen Festplatten kennen. Sie sind also per se nicht dazu geeignet als langfristiges Speichermedium zu dienen. Um aber zum Beispiel die zu speichernden Daten von A nach B zu transportieren können sie natürlich eine Lösung sein. So muss man nicht die Festplatte transportieren, die dadurch ein erhöhtes Risiko hat, Schaden zu nehmen.
ABER VORSICHT VOR BETRUG: Oftmals können diese Sticks nur einen Bruchteil der Datenmenge aufnehmen, die angegeben ist. Da wird die Speicherkapazität von 1TB nur vorgetäuscht, manchmal sind es dann doch keine 10 Gigabyte. Selbst beim Beschreiben scheint es mehr zu sein. Letztlich sind es aber nur leere Datenhülsen die im Inhaltsverzeichnis (Explorer) zwar auftauchen und angeblich auch so groß sind wie sie sein sollten, tatsächlich aber nur vortäuschen eine Datei zu sein.
MERKE: Ein 1TB USB-Speicherstick deutlich unter 150 Euro (Stand März 2021) ist höchstwahrscheinlich Betrug!
Professionelle Lösungen
Wird die fotografische Arbeit etwas professioneller so braucht es besser eine tägliche Sicherung, z.B. durch ein redundantes System (NAS/RAID). Aber das würde hier zu weit führen, dazu schreibe ich später vielleicht mal mehr. Für den reinen Fotoamateur reicht sicherlich die stabile, rustikale externe Platte mit viel Speicherplatz in Verbindung mit einer Cloud.
Fazit
An einer ordentlichen Datensicherung kommt man nicht vorbei. Aber sie ist weder kompliziert noch besonders teuer. Eine Lösung mit Festplatte und Online-Speicher (mit dem man natürlich noch was anderes machen kann als nur Daten zu sichern) kostet definitv weniger als ein Wochenende in Rom oder London. Und da müsste man ja hin, um wenigstens einen Teil der verlorenen Bilder neu zu machen 😉 . Andere Daten wären ganz unwiederbringlich verloren.
Mit automatischer Datensicherung schläft es sich ruhiger! Share on XAlso dann: Kampf dem Datenverlust!
Hast Du eine eigene Lösung parat? Kennst Du einen anderen Ansatz, vielleicht eine andere Cloud? Kannst Du meine Ausführungen hier verbessern oder ergänzen? Ich freue mich über jeden Kommentar.
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Ich habe alle meine Daten grundsätzlich auf einer externen 2,5“ Platte, die ich ständig mit mir rum trage (Weil ich oft an verschiedenen PCs arbeite, was zugegebener Maßen nur auf meine ureigenste Situation zutrifft, aber gleichzeitig das Problem mit Einbruch oder Feuer erschlägt. Und wer hier ein Kapazitätsproblem hat, hat dies auch bei allen anderen externen Festplatten.).
Diese externe Platte sichere ich regelmäßig mittels Robocopy-Script (natürlich nur die Änderungen) auf einer zweiten externen Platte gleicher Kapazität.
Der große Vorteile diese Methode:
ich brauche kein zusätzliches Programm, was vielleicht irgendwann nicht mehr gepflegt wird, auf neuen Systemen nicht mehr funktioniert usw., um an meine Daten zu kommen. Ein Rechner, egal welches Betriebssystem und ich komme da wieder dran.
Hallo Micha,
vielen Dank für die Antwort. Leider habe ich sie jetzt erst gelesen :-/
Ja, das mit dem externen Programm kann ich gut nachvollziehen. Allerdings bist Du ja auch firm genug im Thema. Für viele meiner Teilnehmer sind Computer ja nahe an schwarzer Magie 😉
Liebe Grüße,
Roland