(Ursprüngliches Veröffentlichungsdatum: 31.12.2014, laufend überarbeitet)
Liebe Fotofreundin, lieber Fotofreund,
da es in den gängigen Online-Foren immer wieder zu Fragen bezüglich des Fotografierens von Feuerwerken kommt habe ich für Dich eimal ein kleines Tutorial zusammen gestellt.
Inhalte
Feuerwerksfotografie
Du wolltest bestimmt schon mal ein Feuerwerk fotografieren, mit gemischten Ergebnissen. Oder Du willst es nun bald zum ersten Mal tun. Dazu möchte ich Dir hier mal ein paar Tipps zusammentragen.
Entweder Du weißt was Du tust, dann bekommst Du häufig gute Ergebnisse. Oder Du nutzt eine moderne Kamera-Automatik, dann kommt ab und zu auch was Ordentliches dabei heraus – aber eher selten.
Meistens verhaut man die Aufnahmen total 🙂
Automatiken zu benutzen ist allerdings für den engagierten Hobbyfotografen bis aufs Ergebnis doch sehr unbefriedigend. Man will ja kreativ eingreifen, aber alle die man fragt sagen was anderes. Was sollst Du also machen? Welche Einstellungen? Welches Objektiv? Wann und wo? Ein krudes Durcheinander.
Dabei gibt es kaum eine entspanntere Art der Fotografie als Feuerwerke, wenn Du ein paar Regeln beachtest. Allerdings gehen die Philosophien bei diesem Motiv sehr weit auseinander, genau wie die gewünschten Bilder: Der eine sucht das Panorama und will alle Effekte gemeinsam in einem Bild, dazu den Größenvergleich mit umliegenden Gebäuden. Der andere sucht fast schon abstakt nach der einzelnen Blüte, perfekt freigestellt und ohne drumherum.
Im Folgenden wollen wir mal ein paar Tipps zum Thema zusammenfassen, die allgemeingültig sind und möglichst alle Wünsche berücksichtigen.
Grundsätzlich sei Dir aber gesagt, dass ein zufälliges Silvesterfeuerwerk wirklich sehr schwierig zu fotografieren ist. Man weiß nie wo die nächste Rakete hoch geht und wohin und wie hoch und von welcher Art, dumme Menschen werfen Dir Böller zwischen die Füße, Bodenfeuerwerk überstrahlt den Himmel, Betrunkene torkeln durchs Bild und ein bisschen feiern möchte man ja auch :-). Also macht man entweder sein eigenes Feuerwerk, dann weiß man wo was passiert und kann sich auch den Standort aussuchen. Vielleicht suchst Du Dir aber auch einen Stellplatz oberhalb der Gebäude (Brücke, Hochhaus, Turm) und kannst von dort ein ganzes Stadtviertel als Totale aufnehmen. Oder man lässt es einfach sein und wartet auf eine andere Gelegenheit ;-), denn ein geplantes Höhenfeuerwerk vom Profi gibt schon fast eine Erfolgsgarantie, auf Silvester dagegen muss man schon sehr viel Glück haben.
Wann und wo das nächste Höhenfeuerwerk stattfindet kann man hier im Feuerwerkskalender nachsehen.
So oder so, hier gibt es jede Menge Tipps und Tricks:
Stativ, Stativ und noch mal Stativ
Die Feuerwerksfotografie ist eine Spielart der Nachtfotografie und damit eine Langzeitbelichtung. Unter „Langzeit“ verstehen wir alles was oberhalb der Verwacklungsgrenze liegt.
Diese definiert sich nach der allgemein bekannten Faustformel als Kehrwert der verwendeten Brennweite, also z.B. 1/20 sec bei 20mm oder 1/100 sec bei 100mm. Und komm mir hier bitte nicht mit dem Thema Stabilisator! Auch wenn die Werbung verspricht bis zu vier Blendenwerte längere Verschlusszeiten zu ermöglichen, es würde nicht viel nutzen. Mal abgesehen davon dass ich diesen Versprechungen nicht glaube: Vier Blendenwerte hieße eine Versechzehnfachung der Zeit (Pro Blendenwert eine Verdopplung)! Das packt in der Realität kein Stabi, davon bin ich fest überzeugt.
Aber selbst wenn: Es ist immer eine sehr individuelle Sache, wie ruhig Du die Kamera halten kannst, das hängt auch sehr vom Stand, der Körperhaltung und dem Griff an die Kamera ab. Eine erlernte Atemtechnik und viel Kondition gehören auch dazu, ein Sportschütze muss für so was auch sehr lange trainieren.
Und auch wenn bei 20mm eine 1/20 sec angesagt wäre, so kämst Du bei einer Verlängerung um vier Blendenwerte auf 0,8 sec, was für unser Feuerwerk oft noch viel zu kurz wäre. Also ist ein Stativ letztlich unumgänglich.
Gerade bei sich durchs Bild bewegenden Lichtstreifen ist jede noch so kleine Verwacklung deutlich zu sehen, im Gegensatz zur üblichen Nachtaufnahme. Wir müssen also besonderen Wert auf absolute Stabilität legen. Und um über die Köpfe anderer Betrachter oder gar Fotografen um uns herum hinweg fotografieren zu können braucht es eine gewisse Mindestgröße. Ich empfehle hier mal 165 bis 180cm, das ermöglicht dann übrigens auch die Einstellung und Aufnahme ohne sich zur Kamera hinunter beugen zu müssen. Der Rücken wird es danken.
Typen und Marken
Für das Stativ heißt das leider auch meist, dass ein stattlicher Preis fällig wird. Ein brauchbares, stabiles Aluminiumstativ z.B. von Manfrotto oder Gitzo ist selten unter 120,- Euro zu haben, dazu kommen dann meist noch 80,- bis 100,- Euro für einen Stativkopf. Stative aus Carbon oder Holz (z.B. von Berlebach) sind oft noch viel teurer, verfügen allerdings über bessere (aber ganz unterschiedliche) Eigenschaften.
Auch wenn ich persönlich kein Freund von Kugelköpfen für die Fotografie bin, will ich darauf zu einem anderen Zeitpunkt eingehen. In diesem Fall ist es recht egal welche Sorte Stativkopf benutzt wird.
Das Bohnensack-Stativ
Wer sich sagt „Für einmal Feuerwerk pro Jahr schaffe ich mir doch kein teures Stativ an“ und auch sonst niemanden hat, von dem er sich eins leihen kann, ist vielleicht mit dem klassischen Bohnensack-Stativ am besten bedient. Dazu kauft Du Dir einen kleinen Kissenbezug mit Reißverschluss (Kirschkern- oder Dinkelkissen) und ein oder zwei Kilo Bohnen. Natürlich sind auch Erbsen oder Linsen oder Hirse oder sonstiges grobes Zeug gut zu gebrauchen.
Nun wird so viel von den Bohnen in den Kissenbezug gefüllt bis er gut zu dreiviertel gefüllt ist. Auf keinen Fall prall füllen!
In dieses Kissen kannst Du jetzt die Kamera schön hinein schmiegen, fest drücken und dann loslassen. Sie liegt stabil, verändert ihre Lage kaum (vllt. am Anfang ein wenig) und ist vor Vibrationen und Wacklern von außen geschützt, weil diese von der Bohnenmasse absorbiert werden.
Mit LiveView oder gar den heutigen Klapp- und Schwenkdisplays ist es kein Problem, mit einer solchen Behelfslösung stabile unverwackelte Fotos zu schießen. Lediglich für die Aufnahmehöhe musst Du ein bisschen erfinderisch sein, eine Mauer oder die unteren Astgabeln eines Baums sind da anzuraten, solange man noch heran kommt.
Ganz moderne Kameras lassen sich ja auch schon übers Handy oder Tablett einstellen und auslösen, damit bist Du dann sogar absolut ungebunden und es ergeben sich ganz neue Perspektivmöglichkeiten.
So ein Kissenbezug lässt sich auch gut mit in den Urlaub nehmen, als Reisestativ. Die Bohnen kaufst Du dann natürlich vor Ort. Du kannst für so was natürlich auch Sand verwenden, aber der lässt sich nur schlecht auswaschen. Feiner Kies geht auch gut, ist halt nur schwerer.
Im Zubehörhandel gibt es so was tatsächlich sogar schon mit eingenähtem Stativgewinde, um die Kamera noch besser zu fixieren.
Zur Not und bei spontanem Einsatz kannst Du auch einfach eine Decke oder eine Jacke zusammen legen und die Kamera darin postieren. Bei einer Jacke aber bitte nicht die einzige die Du an hast, siehe unter „Kleidung und sonstige Ausstattung“.
Die Brennweite
Als größtes gestalterisches Element in der Fotografie (und meist unterschätzte Fehlerquelle) sollten wir darüber eigentlich die meisten Worte verlieren. In diesem Fall ist sie aber tatsächlich nachrangig. Denn sie dient hier in der Tat nur zur Wahl des gewünschten Bildwinkels. Und der wiederum hängt ja von der geplanten Bildgestaltung ab, bzw. vom zu erwartenden Feuerwerk. Der Standort im Verhältnis zum Feuerwerk spielt natürlich auch noch eine Rolle, die klärt sich aber schon in der Vorbereitung. In der Regel finden wir uns im Bereich von 20-50mm (KB) wieder, es kann also jedes Kit-Objektiv genutzt werden. Höherwertige Objektive erzielen feinere Auflösungen, diese zeigen sich allerdings nur an modernen Sensoren >= 12 Megapixel und dann auch nur in großformatigen Ausdrucken. Es ist also hier keinerlei Materialschlacht notwendig. Allerdings sollte die Kamera zumindest nicht bei ISO 100 und 10 Sekunden Belichtungszeit sichtbar rauschen.
Weitwinkel-Brennweiten unter 20mm bringen uns weg vom Feuerwerk und hin zur Landschaftsfotografie mit bunten Lichtern, wenn man nicht direkt unterm Feuerzauber steht. Ein Fischauge ist auch nur bedingt geeignet. Letzlich verkleinert man das Feuerwerk mit Weiwinkelobjektiven und es wirkt weniger spektakulär. Wenn Du allerdings auf diesen Look stehst hilft ja eh kein gutes Zureden 😉
Die Fokussierung
Es wird manuell fokussiert. Punkt.
Gerne kannst Du mit der Automatik einen Punkt anfokussieren der unterhalb des zu erwartenden Feuerwerks liegt und dann auf manuell umschalten. Am besten ist aber die Einstellung auf „unendlich“ (liegende 8). Wahlweise berechnest Du Dir über einen Schärfetiefenrechner mit welcher Brennweite (ist oben geklärt) und welcher Blende (wird noch geklärt, ist aber schwieriger, da variabel) alles durchgehend scharf ist.
Empfehlung: Plane mit Blende 6.3, das ist die weiteste Blendenöffnung die wir überhaupt nutzen sollten. Bei </= 50 mm und Fokussierung auf 21 Meter Entfernung ist mindestens alles von 10,5m bis zum Horizont scharf (Hyperfokaldistanz, am APS-C-Sensor)
Warum das Ganze? Aufgrund der zu erwartenden Dunkelheit wird der Autofokus (AF) entweder nichts zum Scharfstellen finden (wenn Du VOR einem Feuerwerkskörper auslöst) oder vielleicht zu lange brauchen, wenn es schon zündelt. Manchmal sucht der AF sich auch einfach einen Wolf, weil sich alles so schnell bewegt. Wie auch immer, Du bekommst entweder unscharfe Bilder oder nicht zu dem Zeitpunkt wann Du sie willst. Die manuelle Voreinstellung sorgt dafür dass Du Dir sicher sein kannst zu jedem gewünschten Punkt auszulösen. Außerdem ist das Motiv während der ganzen Zeit gleich weit entfernt, was also ohnehin kein erneutes Fokussieren nötig macht.
Die Vorbereitung
Wie bei jeder guten Fotografie ist der Erfolg abhängig von einer guten Vorbereitung. Wann geht es los? Wo genau steigt das Feuerwerk auf? In welcher Höhe? Wie groß ist der Anteil von Bodenfeuerwerk, wie groß der des Höhenfeuerwerks? Welche Figuren sind geplant? Gibt es Mischformen wie bengalische Lichterbilder, Feuertöpfe oder Römische Lichter?
„Jetzt spinnt er total! Woher soll ich das denn wissen?“ denkst Du Dir vielleicht jetzt. Nun, auch wenn dieser Gedanke im ersten Moment berechtigt scheint, so gibt es doch verschiedene Möglichkeiten das heraus zu finden.
Feuerwerke sind an die örtlichen Gegebenheiten gebunden. So wird eine barocke Parkanlage samt Schloss sicher in das Feuerwerk integriert werden. Genau so wie evtl. vorhandene Wasserorgeln, Fontänen oder Bühnen. Über Wasserflächen wird sicherlich auch gern mit Spiegelungen gespielt, brennende Buchstaben oder sonstige bengalische Feuer sind hier wahrscheinlich. Ohne große Freiflächen und in eher stark bebautem oder bewaldetem Gebiet bietet sich ein reines Höhenfeuerwerk an. Du musst also nur mal vorab einen Blick auf das Gelände werfen.
Von wiederkehrenden Feuerwerken wie Lichterfesten und Jahrmärkten gibt es auch jede Menge Bilder im Web, es ist unwahrscheinlich dass sich hier von Jahr zu Jahr wirklich große Änderungen ergeben, so dass Du dich gut daran orientieren kannst.
Und letztlich könntest Du ja auch einen der Feuerwerker fragen, die sollten das wissen 😉
Da diese Leute oft auch sehr daran interessiert sind, schöne Bilder von ihrer Arbeit zu bekommen, bietet sich hier ein Austausch quasi an. Gute Bilder benötigen vorab Informationen. Nicht nur über die Art des Feuerwerks, sondern wie wir gleich noch sehen werden auch über die grundsätzliche Farbgebung.
Generell gilt aber, dass es unser Bestreben sein muss möglichst am Anfang des Feuerwerks schon gute Bilder im Kasten zu haben. Der unweigerlich entstehende Rauch der Brandkörper und Treibsätze kann im Laufe der Vorstellung sehr dicht werden und den freien, ungetrübten Foto-Blick auf die einzelnen Figuren verdecken.
Aus diesem Grund gibt es auch vor dem Finale üblicherweise eine Pause in der Höhe, damit der Dreck abziehen kann. Natürlich hat das auch einen dramaturgischen Grund: Der Blick wird sukzessive immer weiter nach unten gelenkt, damit das Finale dann umso mächtiger und eindrucksvoller wirkt. Das heißt also dass wir darauf vorbereitet sein müssen!
Der Standort und die Perspektive
Natürlich ist es auch wichtig zu wissen von wo das Feuerwerk denn am besten beobachtet werden kann. Wir benötigen freie Sicht ohne Bäume, Gebäude oder sonstige störende Gegenstände im Bild, und auch eventuelle Menschenmassen sollten kein Hindernis sein. Gibt es einen erhöhten Standort in der Nähe? Ein Hügel, eine Halde, ein Turm (Kirche?) versprechen freie Sicht, eine weite Freifläche oder der Blick über einen Abhang hinweg auch. Bei frei zugänglichen Aussichtspunkten musst Du auch damit rechnen dass Du nicht allein bist, es gilt also frühzeitig vor Ort zu sein.
Eine entfernte, erhöhte Position bringt auch noch den Vorteil mit sich, dass Du eher horizontal fotografieren kannst und somit alles gut aufs Bild bekommt. Stehst Du zu nah dran läufst Du Gefahr, zu oft die Kamera neu ausrichten zu müssen oder gar die größten, schönen Feuerkreise gar nicht ganz aufnehmen zu können. Nur wenige Stativköpfe erlauben eine direkte Sicht nach oben.
Um Streulichteinflüsse zu vermeiden und klare Sicht zu behalten solltest Du Dich auch nicht in die Nähe starker Lichtquellen begeben. Das Licht von Straßenlaternen oder Bodenbeleuchtungen kann sowohl ins Objektiv fallen als auch ins Sucherokular, welches nur bei Top-Kameras über einen blickdichten Schutz verfügt. Wo Licht herauskommen kann, da kann halt auch was reinkommen. Und das könnte sich als unschöner, heller Schimmer im Bild bemerkbar machen.
Bei staubiger oder regennasser Luft kann durch Reflexionen auch ein Lichtschimmer im Bild entstehen, der das Feuerwerk überdeckt. Sehr ärgerlich, weil das oft erst zuhause am Rechner auffällt.
Letztlich kann auch die Windrichtung bei der Wahl des Standortes wichtig sein. Weht der Wind den ganzen Qualm und Rauch zwischen das Feuerwerk und die Kamera kannst Du im Prinzip schon einpacken. Dann werden alle weiteren Bilder in bunte Watte gepackt. Das kann reizvoll sein, muss es aber nicht.
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind…
Jajaja, das ist schon so oft passiert: Da richtet man alles perfekt ein, freut sich auf einen tollen Foto-Abend, genießt das Licht in der blauen Stunde und dann? Plötzlich pfeift ein kräftiger Wind und alles ist verwackelt. Was tun?
Nun, Du kannst schon bei der Wahl des Standpunktes auf Windschutz achten. So steht es sich neben einer dichten Hecke oder einem Gehölz besser als mitten auf einer Freifläche.
Und wenn das alles nicht da ist? Nun, dann hast Du noch Dich selbst. Die Kamera ist wichtig, nicht der eigene Allerwerteste! Also: Sei Dein eigener Windschutz! Stell Dich in Windrichtung neben das Stativ und brich den Wind!1 Das ist nicht die angenehmste Tätigkeit, aber es ist für die Viertelstunde allemal besser als die ganzen Vorbereitungen „in den Wind zu schießen“.
Der Wind ist auch anders noch ein Störfaktor, und zwar wenn er den ganzen Rauch in Deine Richtung weht. Dann baut sich zwischen Dir und dem Feuerwerk eine Wand aus Rauch und Qualm auf. Dann sieht man auf den Fotos nur noch beleuchteten Qualm, aber keine feinen Strukturen mehr. Ein früher Blick auf den Wetterbericht zeigt die grundsätzliche Windrichtung und damit die von vornherein ausgeschlossenen Standorte.
Regenschutz
Bei der Planung von Standort und Aufbau sollte auch darauf geachtet werden, dass es vielleicht noch nicht, aber später mal regnet. Wenn dann tausend Zuschauer ihre Schirme ausklappen und gegebenenfalls nicht so rücksichtsvoll sind kann schnell der Blickwinkel beeinträchtigt sein! Passend zum Windschutz kannst Du dich also auch gleich nach einer regengeschützten Ecke umschauen. Wenn es so eine gibt wird sie allerdings schnell besetzt sein und spätestens bei plötzlich einsetzendem Regen überrannt werden. Ich vermeide es also gern in direkter Nähe von Unterständen zu stehen. Es gibt nichts Brutaleres als ein Muttertier das seine Nachkommenschaft in Sicherheit bringen will. Und da im Dunkeln eine Kamera schnell übersehen werden kann… Nun ja. Halte Dich einfach von möglichen Fluchtwegen fern 😉
Wo wir gerade beim Thema sind: Viele Kameras verfügen zwar über einen rudimentären Spritzwasserschutz, das ist aber nicht ausreichend für einen starken Regenguss oder gar einen mehrstündigen Outdoor-Einsatz. Hier solltest Du besser für eine ordentliche Abdeckung sorgen. Ich empfehle in diesem Fall gern klarsichtige Badehauben: Einfach von hinten über die Kamera gestülpt, den Gummizug ums Objektiv gezogen und unten ein kleines Löchlein für den Stativanschluss, das war’s schon. Es lässt sich durchschauen, so dass der Kamerabedienung nichts im Weg steht. Die Frontlinse des Objektivs wird am besten mit der angepassten Streulichtblende vor Regen geschützt, je nach Neigungswinkel sollte aber z.B. aus Pappe und einem Gummiband noch einen kleiner zusätzlichen Regenschutz gebastelt werden.
Es gibt aber auch diesen lustigen Regenschutz von Neewer zu kaufen (affiliate link)
Komm bitte nicht auf die Idee einen Regenschirm am Stativ zu befestigen, dieser wirkt gern wie ein Segel für den Wind und sorgt für starke Verwacklungen. Ein Schirm allerdings der an einem anderen Stativ oder gar wie ein Sonnenschirm direkt im Boden befestigt werden kann ist eine gute Idee, solange andere Betrachter nicht dadurch gestört werden.
Kleidung und sonstige Ausstattung
Denkt in diesem Zusammenhang auch an Verpflegung und passende Kleidung. Auch wenn man im Moment durchaus mal in recht leichter Kleidung eine Runde um den Block machen kann, es ist doch etwas anderes drei oder vier Stunden an erhöhter Position im Winterwind zu stehen. Lange, gern auch doppelte Unterwäsche empfiehlt sich ebenso wie dicke Pullover, Schal, warme Handschuhe (Fäustlinge für die Wartezeit, Finger- oder Sniperhandschuhe für die Action) und eine dichte regenfeste Mütze. Eine gefütterte Allwetterjacke rundet das Ganze ab.
Auch wenn das jetzt sehr stiefmütterlich wirkt: Das schlechteste Bild ist das, was Du mit Unlust oder gar nicht machst. Und ich habe schon oft erlebt dass Leute aufgegeben haben oder nur noch mit Mühe und Qual den richtigen Zeitpunkt erwarten konnten, nur weil sie sich „nicht so albern“ anziehen wollten. Übelste Erkältungen waren da auch nicht selten die Folge. Und wenn wir schon dabei sind: Eine Thermoskanne mit Heißgetränk kann auch nicht schaden, genau so wie die Überlegung wo die Flüssigkeit auch wieder entsorgt werden kann. Frühjahr und Herbst werden oft ähnlich kalt, glaube mir das ruhig.
Im Sommer gilt ähnliches: Auch wenn man noch locker im T-Shirt im Biergarten sitzen könnte: Im Wald oder auf freier Flur kann es sehr zugig werden, ein bisschen wärmere Kleidung und auch eine Kopfbedeckung wären nicht verkehrt. Getränke sowieso nicht, aber die dürfen dann gern kalt sein 😉
Für längere Wartezeiten wäre eine Sitzgelegenheit nicht schlecht. Ob Du Dir nun ein Angler-Dreibein (Empfehlung: Produkte der Firma Walkstool) mitnimmst oder gar einen Camping-Klappstuhl, es lässt sich angenehmer und entspannter sitzend ein Platz reservieren als im Stehen. Einige Örtlichkeiten kannst Du sogar mit dem Auto anfahren, hier ist der Eigner eines Fahrzeugs mit Heckklappe im Vorteil: Einfach die Klappe auf, reinsetzen und die Aussicht genießen. So kann sogar das Equipment regengeschützt untergestellt werden.
Wir wissen nun, was wir zu sehen bekommen werden und wo, im besten Fall auch die genaue Uhrzeit, zumindest die geplante. Solch eine Pyrotechnik ist eine sehr diffizile Angelegenheit, da kann schnell was schief gehen oder sich verzögern. Ich habe auch schon erlebt, das beim Lichterfest im Dortmunder Westfalenpark zum Abend das Wetter aufklarte und warm wurde, was spontan noch etliche tausend Besucher anzog. Der Ansturm auf die Kassen war gewaltig und das Feuerwerk wurde um mehr als 90 Minuten verschoben, um allen Besuchern noch Eintritt zu gewähren.
Also: Wir haben uns einen geeigneten Standort gesucht und darauf eingestellt, eine längere Zeit hier zu verbringen, die Kamera steht mit einem geeigneten Objektiv auf einem stabilen Stativ und je nach Wetterlage und Jahreszeit haben wir uns entsprechend vorbereitet.
Was nun? Ach ja, die
Aufnahmedaten
Lichtempfindlichkeit (ISO)
Sonst eher das letzte Glied in der Kette stellen wir bei Nachtaufnahmen die ISO (Signalverstärkung) mal als erstes auf den niedrigsten Wert. Je nach Marke und Modell heißt das ISO 200, 160, 100 oder gar 50.
Hintergrund ist hier in erster Linie die Vermeidung des Bildrauschens, dass sich bei der Langzeitbelichtung oft aus zwei Komponenten zusammensetzt.
Zum einen haben wir da das High-Iso-Rauschen, also Störsignale im Bild die durch die Signalverstärkung extrem sichtbar gemacht werden. Dieses farbige Bildrauschen macht sich vor allem in dunklen Bildbestandteilen bemerkbar, und davon werden wir ja viele im Bild haben.
Als zweiter Faktor kann bei der Langzeitbelichtung auch die Wärmeabstrahlung des Sensors/Verstärkers wie ein Lichtschimmer störend wirken. Der Sensor verfügt zwar über einen Infrarotfilter, aber bei längeren Belichtungszeiten kann sich trotzdem einiges davon durchmogeln. Es wirkt dann wie ein seitlich einfallender Lichtschimmer, der natürlich bei höherer Lichtempfindlichkeit (ISO) auch deutlicher dargestellt wird.
Der dritte störende Faktor den wir nicht im Bild haben wollen ist die Hintergrundhelligkeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Da wir längere Belichtungszeiten brauchen kann sich auch das z.B. von Wolken oder atmosphärischen Bestandteilen reflektierte Licht deutlich bemerkbar machen. Das gilt insbesondere bei Hochnebel und in stärker bewohnten Gegenden. Schöner ist es wenn wir unsere Feuerblumen vor tiefschwarzem Hintergrund präsentieren, ohne störende Einflüsse. Deshalb ist es geboten die Lichtempfindlichkeit so gering wie möglich zu halten.
Dann kommt noch ein Punkt dazu, den die meisten komplett vernachlässigen: Sensorflecken und Lensflares! Mit zunehmender Helligkeit und gleichzeitig geschlossener Blende treten Flecken auf dem Sensor deutlich zutage. Und Lensflares, also Spiegelungen zwischen den Linsen, machen sich oft auch erst in der Langzeitbelichtung bemerkbar, man sieht sie oft weder durch den Sucher noch im LiveView. Dazu sind sie einfach zu dunkel.
Allerdings hilft so eine Langzeitaufnahme auch andere störende Faktoren, wie z.B. die strahlende Lampe im Bild oder die Bäume, sehr gut zu erkennen. Ich neige dazu vor jeder Feuerwerksfotografie einige Langzeitbelichtungen zu machen um mir damit den optimalen Standort auszusuchen.
Belichtungszeit
Tja, das ist schwierig. Die „richtige“ Einstellung gibt es hier nicht, genau so wenig wie eine falsche. Alles hängt davon ab was mit aufs Bild soll. Muss der Feuerschweif der Rakete mit drauf sein? Nur eine einzelne Blüte oder mehrere? Das gesamte Feuerwerk gar auf ein Bild?
Es ist die gewünschte Bildgestaltung, durch die wir die Belichtungszeit wählen. Dumm ist nur dass ein „Ausprobieren“ hier nicht viel bringt. Dazu ist die Zeit zu kurz, denn so ein Feuerwerk dauert meist nur ca. 10-15 Minuten.
In diesen paar Minuten passiert so viel was Du nicht verpassen willst, dass Dir auch keine große Zeit bleibt Änderungen an den Einstellungen vorzunehmen. Es empfiehlt sich also, die Kamera in den „BULB“-Modus zu stellen. Darin wird der Verschluss so lange geöffnet wie die Auslösetaste gedrückt wird. Da eine Auslösung an der Kamera wieder zu Verwacklungen führen kann solltest Du mit einem Kabel- oder Funkauslöser arbeiten.
Ein Infrarotempfänger ist weniger geeignet, da er permanenten Sichtkontakt zum Empfänger braucht. Der IR-Empfänger ist dummerweise meist vorn an der Kamera angebracht (zum Selbstportrait oder Gruppenbild). Dort stehst Du Dir aber selbst im Bild. Das führt immer zu komischen Verrenkungen, während Du ja auch gleichzeitig das Feuerwerk beobachten willst. Entweder der Kontakt reißt dabei ab oder Du beendest die Aufnahme aus Versehen zu früh oder zu spät.
Zweite Möglichkeit: Du stellst sich etwas weiter seitlich schräg vor die Kamera und löst quasi über die Schulter aus. Dann läuft gern aber auch mal jemand dazwischen durch oder irgendwas anderes unterbricht den Sichtkontakt.
Bei Kabel- oder Funkauslösern kann so was nicht passieren. Beim Kabel muss man nur aufpassen dass es nicht frei im Wind schwingt, auch das bringt gern Verwackler ins Bild. Funkauslöser brauchen unbedingt eine volle Batterie und ein Ersatz sollte auch nicht erst gekauft werden wenn die alte leer ist, sondern gehört von Anfang an in die Kameratasche. Meist handelt es sich da um Knopfzellen oder Fotobatterien (CR2), die halten locker zehn Jahre.
Kabel- und gute Funkauslöser lassen sich auch arretieren, so dass damit Aufnahmen bis 30 Minuten Länge möglich sind.
Generell gilt also: Für einzelne Figuren eine kurze Belichtungszeit, für mehrere eine umso längere. Um während eventueller längerer Pausen zwischen den einzelnen Raketen keine zu starke Aufhellung der Umgebung zu riskieren kannst Du das Objektiv mit einer schwarzen Pappe, Mütze oder Hut (oder zur Not mit der Hand im dunklen Handschuh) abdecken. Auch wenn der Verschluss noch auf ist kann nur dann belichtet werden wenn auch Licht in die Kamera fällt. Ein alter, aber sehr wirkungsvoller Trick zur Doppel- oder Mehrfachbelichtung.
Es ist allerdings sehr einfach, später ein paar Bilder ineinander zu montieren. Ich persönlich ziehe diese Variante vor, anstatt mir mit dem Experiment der Mehrfachbelichtung eventuell eine schöne Feuerblüte zu versauen.
Bei starkem Wind muss die Belichtungszeit unbedingt so gewählt werden, dass nur der erste starke Moment einer Figur aufgenommen wird, sonst werden auch die schönsten Blüten vom Wind verweht und unscharf.
Eine besondere Ausnahme bietet hier die Olympus OM-D: Im Modus „Live BULB“ oder „Live Time“ kann die Entstehung der Langzeitbelichtung direkt live noch während der Aufnahme auf dem Display verfolgt werden. Der Modus „Live Time“ benötigt auch kein dauerhaftes Drücken des Auslösers, sondern nur einen leichten Tipp zum Starten und wieder einen zum Beenden der Aufnahme. Der in der Kamera eingebaute derzeit einmalige 5-Achsen-Bildstabilisator sollte es problemlos packen, ein hierbei eventuell auftretendes leichtes Verwackeln zu neutralisieren. Dazu kann man noch eine halb- oder mehrsekündige „Anti-Shock“-Funktion einstellen, die ähnlich wirkt wie die Spiegelvorauslösung einer DSLR.
Auch beherrscht die Kamera eine digitale Mehrfachbelichtung, wie verschiedene andere moderne Kameras mittlerweile auch. Mit der modernsten Funktion, „Live-Composite“, ist Olympus wieder weit vorn. Hierbei wird einmal die Grundhelligkeit eingestellt, danach nimmt die Kamera nur noch jene Lichter auf die neu dazu kommen. Perfekt für Höhenfeuerwerk!
Der Bildstabilisator
Ich höre jetzt schon ganz viele Leute schreien „BLOSS NICHT! Wir haben doch ein Stativ!“.
Na und? Erstens ist ein Stativ niemals zu 100% stabil, wenn es nicht aus einem einzigen Stück Gusseisen besteht. Und zweitens kann es auch bei dem stabilsten Stativ Vibrationen geben, und zwar von allen Seiten! Sowohl der Wind als auch alle möglichen Wackler im Boden können sich auf das Stativ auswirken. Das weiß jeder der schon mal am Straßenrand von einem 40-Tonner passiert wurde oder versucht hat von einer Brücke aus zu fotografieren. Aber auch der tanzende oder vor lauter Kälte frierende Nachbar kann den Boden zum Beben bringen, sowie mächtige Knaller oder der Bass der begleitenden Musik.
Es kann also nicht schaden, den Stabi einzuschalten. Einige wenige ältere Modelle machen allerdings dabei Probleme und können das Auslösen stark verzögern oder sie arbeiten zu stark, was zu Schlierenbildung oder ungleichmäßigen Spuren führt. In diesem Fall solltest Du auf ihn verzichten.
Die Wahl der richtigen Blende
Hier scheiden sich die Geister. Während die einen möglichst geschlossen arbeiten um extrem lange zu belichten, wollen die anderen sich perfekt an die einzelnen Feuereffekte anpassen. Das geht aber tatsächlich nur, wenn Du genau weißt welche Farbe als nächstes kommt!
„Die Farbe? Was hat denn bitte die FARBE mit der Blende zu tun?“
Tja, das habe ich mich seinerzeit auch gefragt.
Wer allerdings häufiger mit Pyrotechnik oder Bühnenlicht arbeitet kennt das Problem, darauf will ich aber an dieser Stelle nicht näher eingehen.
Es liegt hauptsächlich an der Strahlkraft der farbigen Pyro-Bestandteile und die Möglichkeit ihrer Wahrnehmung durch die Kamera. Während Weiß und Silber am hellsten leuchten und somit schnell überstrahlen (guter Mittelwert: f/16-f/20) ist goldenes Feuer extrem schwach (f/6.3-f/8). Im Mittelfeld tummeln sich Blau (f/8-f/11), Rot (f/10-f/13) und Grün (f/11-f/16).
Natürlich gibt es auch innerhalb der Farben größere Helligkeitsunterschiede und die vorgenannten Werte können nur als Richtung gelten.
Gold ist sehr schwach, silber sehr stark
Aber was heißt das nun in der Praxis?
Es ist müßig darüber nachzudenken während der Aufnahme bzw. des Feuerwerks reagieren zu wollen. Auch die Kameraautomatik (Blendenautomatik bzw. Zeitvorwahl) bringt nicht viel, denn dazu müsste die Zeit voreingestellt sein und das Licht beim Auslösen schon da sein. Wollen wir nur einzelne Blüten fotografieren und lösen exakt aus wenn es soweit ist klappt das natürlich, z.B. mit 1/10 sec im Programm „S“ oder „TV“. Aber dafür muss das Timing schon perfekt sein und die Ergebnisse werden nicht super spektakulär.
An dieser Stelle bleibt mir nur der Tipp auf eine mittlere Blendeneinstellung zu gehen (z.B. f/11) und zum Finale etwas offenblendiger zu werden, weil hier üblicherweise viel Gold eingesetzt wird. Mit den Belichtungsoptimierungen der verschiedenen Kameramarken (z.B. Tonwertpriorität bei Canon, Active D-Lightning bei Nikon) ist es noch möglich den Kontrastumfang der Aufnahme zu erhöhen. Generell sollten wir in diesem Fall eher zur Unterbelichtung tendieren, da sich diese (im Gegensatz zur analogen Fotografie) digital besser korrigieren lässt als die Überbelichtung.
Wirken die Farben zu flau, zu pastellig oder gar weiß, dann muss die Blende weiter geschlossen werden. Ist das Bild im Ganzen zu dunkel dann öffnest Du die Blende ein wenig. Alle weiteren Arbeiten an den einzelnen Farben übernehmen wir nachher im RAW-Konverter, die Zeit während des Feuerwerks ist zu kurz zum permanenten Experimentieren.
Tipps zum Abschluss
Blitz
Auslassen! Immer! Vergessen dass es ihn gibt! Nie wieder daran denken 😉
RAW-Format
Es ist eigentlich müßig das überhaupt noch zu erwähnen, aber:
Natürlich fotografieren wir im RAW-Format, JPG ist was für Knipser! Das RAW ist das digitale Negativ, das beim Entwicklungsprozess seine ganzen Stärken ausspielen kann.
Ich will jetzt auch nichts zum Thema Speicherplatz oder Speicherkarten hören! Das Zeug ist so günstig geworden dass die Ausrede nicht mehr zieht. Letzten Monat habe ich eine 4-Terabyte-Platte gekauft die billiger war als einmal meinen alten Fünfer BMW voll zu tanken! TE-RA-BYTE, nicht Giga! Ich kenne noch Zeiten da kostete ein 1GB-Microdrive für den CF-Slot knappe 1000 Euro. Heute bekommt man schon 8GB-Karten als Werbegeschenk zum Kopierpapier dazu. Also: Keine Diskussion 😀
Das RAW hat einen bis zu dreimal größeren Dynamikumfang als das JPG und bringt einen enorm großen Korrekturspielraum mit sich. Kontrastanhebung, Schwarzsättigung, Farbverstärkung, Weißabgleich, alles ein Kinderspiel.
Das willst Du nicht hören? Du meinst „ein guter Fotograf muss so was auch ohne Bearbeitung können“? Bitte, kein Problem. Aber wenn Du Dir nichts sagen lässt: Warum hast Du dann überhaupt bis hierher gelesen? Dann mach Deine Sofortbildknipserei gerne weiter, aber heul mir nachher bitte nicht die Ohren voll. Ich fotografiere im RAW, und Du solltest das auch tun.
Korrekturbeispiel
Die Blüte überstrahlt
Einfache Einstellungen in der Gradationskurve
Kontrastanpassung
Bei vielen Kameras können die sogenannten „Bildstile“ angepasst und hier z.B. die Kontraste erhöht werden (z.B. Portrait, Landschaft, Neutral etc.). Genau wie die Farb- und Schärfeeinstellungen in diesen Menüs bezieht sich auch die Kontrasteinstellung nur auf das JPG, nicht auf das RAW
Pausen zur Kontrolle
Wenn es kurze Unterbrechungen gibt oder nur das Höhenfeuerwerk, nicht aber das Bodengezündel von Interesse (oder sichtbar) ist, dann sollten diese kurzen Pausen dringend genutzt werden um die Einstellungen noch mal zu überprüfen. Nichts ist schlimmer als ein kleiner, unbemerkter Fehler, der alle Bilder zunichte macht. Hier spreche ich vor allem den Fokus an, weil dieser Fehler mir auch oft unterläuft. Besonders, aber nicht ausschließlich Einsteigerobjektive verändern den Fokus zum Beispiel dann, wenn man die Brennweite verändert (zoomt). Dann wird ganz schnell eine ganze Serie unscharf. Man ist ja doch ein wenig aufgeregt und denkt oft nicht daran. Zwischenkontrollen helfen hier, wenigstens ein paar Bilder scharf und ordentlich nach Hause zu bekommen.
Eine weitere Fehlerquelle ist die ISO-Automatik, wenn sie denn auch im Programm M oder B aktiv bleibt. Denn da wir vor der eigentlichen Lichtfigur auslösen würde hier die Messung oft noch bei dunklem Himmel geschehen und das Bild dann überbelichtet sein.
Einge Kameras bieten diese Möglichkeit, und das ist eigentlich auch gut so. Allerdings nicht in diesem Fall 😉
Es gibt Aufnahmesituationen in denen diese Variante der Halbautomatik durchaus hilfreich ist. Pentax hat hierfür ein extra Programm, das TAv (angelehnt an Tv und Av, wie man es auch von Canon kennt, S und A bei allen anderen). Das ist weniger missverständlich als eine potentiell aktive ISO-Automatik im Modus M. Wenn man es aber einmal weiß und auch damit gearbeitet hat dann denkt man auch daran das zu vermeiden.
Histogramm zur Kontrolle
Nutzt das Histogramm! Das Display ist nicht geeignet, eine wirkliche Bildkontrolle durchzuführen. Erst das Helligkeitshistogramm kann uns korrekt darstellen ob der Himmel in Schwarz absäuft oder das Feuerwerk ausgefressen ist. Vorsicht vor der blinkenden Über-/Unterbelichtungswarnung! Hier wird tatsächlich nur Strukturlosigkeit angezeigt, was aber z.B. bei Hochnebel schnell passieren kann. Dann wird der Himmel als unterbelichtet angezeigt. Auch der Rauch und Qualm des Feuerwerks kann durchaus eine sehr strukturlose Fläche bieten, die dann als Überbelichtung angezeigt wird wenn sie hell beleuchtet ist. Schaltet diese Warnungsanzeigen aus, das Histrogramm lügt nicht und ist damit die bessere Wahl!
Der Weißabgleich
Lichteffekte, die unser Auge beeindrucken sollen, fotografierst Du am besten im Weißabgleich „Tageslicht“ oder „(Direktes) Sonnenlicht“, wie es bei den verschiedenen Herstellern heißt. Unser Auge ist fürs Tageslicht geschaffen und in dieser Einstellung sind wir ganz nah bei der Wahrheit. Auch die blaue Stunde ist oftmals so am schönsten darzustellen. Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, seinen Bildern einen eher warmen oder kühlen Ton zu geben. Aber da wir im RAW fotografieren und im Konverter den Weißabgleich nachträglich ändern können gilt es während der Aufnahme, die beste Einstellung zur Kontrolle zu wählen.
Bei anderen Motiven ist durchaus auch ein anderer Weißabgleich sinnvoll oder eine monochrome Darstellung, vor allem aus gestalterischer Sicht. Hier beim Feuerwerk empfiehlt sich aber eine Tageslichtvorgabe oder die Einstellung auf 5500K.
Filter
Besonders bei Aufnahmen mit Umgebungslicht, z.B. von Gebäuden, empfiehlt sich der Einsatz von Grauverlaufsfiltern. Damit können Überstrahlungen vermieden und Lichtsmog verhindert werden. Auch bei nicht zu verhinderndem Einfluss des Bodenfeuerwerks sind sie hilfreich. Farbverlaufsfilter können dem Bild noch einen kreativen Look verpassen, vor allem wenn der Himmel beim Feuerwerk noch hell ist wie im Sommer.
Rauschunterdrückung bei High ISO
Es gibt zwei Arten der Rauschunterdrückung innerhalb der Kamera.
Einmal die High-Iso-Rauschunterdrückung, die sich um das bei höheren Lichtempfindlichkeiten entstehende Rauschen kümmert. Diese sollte ausgeschaltet sein, und zwar ganz, immer! Das betrifft uns hier zwar nicht, weil wir uns sowieso am unteren Ende der Skala bewegen. Aber generell handelt es sich dabei um eine Automatik, die nicht nur das Rauschen reduziert sondern damit gleichzeitig auch feine Strukturen zermatscht. Man spricht dabei auch von „Texturverlust“. Wir fotografieren im Raw-Format und können das High-ISO-Rauschen bei der Raw-Konvertierung am großen Monitor viel besser und feiner einstellen als jede Automatik.
Diese Form der Rauschunterdrückung geht übrigens zu Lasten der Bildrate. So kann eine Kamera durchaus anstatt 8 Bilder pro Sekunde nur noch 3 oder 4 aufnehmen, weil jedes einzelne vor dem Speichern erst analysiert und entrauscht wird. Je nach Hersteller betrifft das auch die RAW-Dateien!
Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung
Die zweite und für uns heute interessante Art ist die Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung.
Was passiert dabei? Nach jeder Aufnahme über einer bestimmten Belichtungszeit (je nach Hersteller und Generation ab 0,5 – 5 Sekunden) macht die Kamera ein Dunkelbild (Darkframe) von gleicher Dauer. Sie nimmt also auf, öffnet dabei aber nicht den Verschluss, so dass alles Licht draußen bleibt. Sollte nun doch etwas vom Sensor aufgezeichnet werden, so handelt es sich dabei um ein reines Sensorrauschen, das sind unvermeidbare Störungen durch die eigene Funktion, ggfls. durch Wärmeabstrahlung des Verstärkers bei CMOS-Sensoren. Oft werden auch Hotpixel aufgezeichnet. Das sind defekte Teile des Sensors die irre Werte liefern. So was gibt es immer, aber die meisten sind dem Bildprozessor seit Fertigung bekannt und werden ausgeblendet. Unerkannte und später entstandene Hotpixel treten besonders bei Langzeitbelichtungen deutlich auf.
Die Bildinformationen des Darkframes kann die Kamera nun benutzen um diese störenden Werte aus dem vorher aufgenommenen Bild heraus zu rechnen. Denn diese treten immer an derselben Stelle des Sensors auf. Das klappt sehr gut, ist aber auch sehr störend. Denn der Vorgang dauert genau so lange wie die ursprüngliche Aufnahme. Das verleitet viele Fotografen dazu zu glauben dass die Kamera diese Zeit zum „Speichern“ des Bildes braucht. Das ist natürlich Unsinn, denn die Speichergröße und -dauer des Bildes wird von der Auflösung bestimmt, nicht von der Belichtungsdauer.
Ein solches Dunkelbild kann man selbst erstellen, indem die letzte Aufnahme dazu benutzt wird. Ein Bild mit in unserem Fall ca. 20 Sekunden Belichtungszeit bei verdecktem Objektiv (Deckel, Tuch, Hand) reicht völlig. Jeder moderne Raw-Konverter kann dieses Bild als Darkframe nutzen und die Aufnahmen in einer Stapelverarbeitung von den Störungen zu befreien. Übrigens ist das Dunkelbild auch für uns eine gute Informationsquelle, ob unsere Sensoren überhaupt solche Probleme aufweisen.
Ausschuss
Bei der Feuerwerksfotografie kommt es trotz aller Vorbereitungen und guter Planung letztlich auf das Glück an. Glück, im richtigen Moment auszulösen, an der richtigen Stelle zu stehen, keine Änderung der Windrichtung erleben zu müssen, den richtigen Standort gewählt zu haben oder das beste Wetter erwischt zu haben.
Eine 15minütige Vorstellung bringt häufig nur 5-6 gute Aufnahmen, und je selbstkritischer Du wirst desto weniger kommt unterm Strich raus. Auch wenn mir zehn oder mehr Bilder gelingen, so zeige ich doch höchstens mal eine oder zwei, die allen meinen Ansprüchen genügen.
Macht Euch auf viel, viel Ausschuss gefasst und zweifelt deshalb bitte nicht an Euch. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und das gilt ganz besonders für solch anspruchsvolle Aufgaben wie die Feuerwerksfotografie.
Zusammenfassung
– Rauschunterdrückungen ausschalten
– Einstellung auf Programm M mit BULB als Zeit oder Programm B
– Blende zwischen 9 und 13
– Fernauslöser (Kabel, Funk oder App)
– Stativ
– Manueller Fokus
– Bei Beginn der Figur den Auslöser betätigen und erst am Ende wieder lösen.
Hinweis in eigener Sache
Na, Lust bekommen auf Nacht- oder Feuerwerksfotografie? Wir bieten regelmäßig Kurse in diesen Bereichen an! Nähere Infos gibt es in unserem Terminplan oder im Kursprogramm.
Hast Du noch Fragen, Anregungen, Vorschläge oder Kritik? Dann hinterlasse mir doch einfach einen Kommentar, ich freue mich darauf.
Vielen Dank an alle die es bis hierher durchgehalten haben, ich wünsche Euch wie immer Gut Licht und viel Erfolg 🙂
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Danke für den nützlichen Artikel! Das war was ich gesucht habe!
VG
Sam
Es freut mich sehr, wenn wir helfen konnten! Dann wünsche ich viel Spaß und immer Gut Licht 🙂
Fotos machen fehlt mir immer schwer! Ich habe nicht die Talente dafür aber Ich will üben. Nächste Woche ist die Hochzeit meine Schwester und sie wird Feuerwerke haben! Danke für die Tipps!
Sehr interessanter Artikel, der Artikel ist sehr hilfreich. Vielen dank für die Informationen. Es ist wirklich sehr schwer Feuerwerke zu fotografieren zumindest mit dem Handy.
Gruß Anna